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HEILIG GEIST KIRCHE

© Foto Cordula Schulze

Adresse:
Heilig-Geist-Kirche
Meybuschhof 13
Zeit:
Samstag 07.10.
11:30 - 13:30 Uhr

Besichtigung

Am DB-Haltepunkt Bahnhof Zollverein-Nord und der Straßenbahn- (Linie107) und Bushaltestelle (Linie 170) Zollverein-Nord gelegen; Lage oberhalb der Kreuzung der Durchgangsstraße Schonnebeckhöfe und der Wohnstraße Meybuschhof

Bei der Heilig-Geist-Kirche handelt es sich um einen 1950er Jahre Kirchenbau von bemerkenswerter gestalterischer und künstlerischer Qualität.
In besonders gelungener Weise übersetzt Gottfried Böhm, der mit zahlreichen Auszeichnungen, Titeln und Preisen und 1986 als bisher einziger deutscher Architekt mit dem internationalen Pritzker Preis geehrt wurde,die Idee der christozentrischen Sakralbaukunst mit der Gemeinde als gestaltgebendem Faktor.

Von herausragender architekturgeschichtlicher Bedeutung ist die Hängedachkonstruktion der Heilig-Geist-Kirche.
Eine die Würde des Sakralbaus betonende neue bildhafte Symbolik entfaltet die künstlerisch erausragende und konstruktiv kühne Deckenmembran alsVisualisierung der Zeltmetapher. Sie symbolisiert die Vorläufigkeit des Diesseits und den Schutz für das wandernde Gottesvolk. Die Deckenmembran scheint
fast schwerelos über den Fensterrastern zu den Stirnseiten herabzugleiten.

Die formale Adaption von Stilcharakteristika des Neuen Bauens im Sakralbau verbindet darüber hinaus die Glaubens- und Arbeitswelt der Bergleute.
Die im modernen Profanbau ausgeprägten Gestaltungselemente wie die rechtwinklige Blockhaftigkeit des Baukörpers, die additiven Fügung bzw. Durchdringung der unterschiedlichen Funktionsbereiche, die zuflösung der Mauer in großflächige Fensterraster, die Flachdächer der Seitenschiffe, der Verzicht auf Sockel und Fassade, die konstruktions- und materialgerechte Bauweise zeigen als Stilmerkmale des Neuen Bauens deutliche Parallelen zur sachlich funktionalistischen Zechenarchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer in der Schachtanlage XII der Zeche Zollverein (1927-32) und damit zur Arbeitswelt der Bergleute. Auch die Wahl der kontrastierenden Baumaterialien Glas, Beton, Stahl, Backstein fügt sich in diesen Kontext. Insbesondere der Backstein als regionaler Baustoff für sakrale und profane Bauaufgaben verknüpft darüber hinaus zeichenhaft die unterschiedlichen Lebensbereiche der Gemeinde miteinander.

Das Bruchsteinmauerwerk an den Stirnseiten weckt dagegen Assoziationen an unbestimmtes Althergebrachtes, Archaisches und Ewigwährendes, konkret auch an romanische Kirchenbauten in Essen.

Der programmatische Hauptgedanke Gottfried Böhms, die schöpferische Synthese von Tradition und Moderne, erfuhr auch durch die Pritzker-Preis-Jury eine besondere Würdigung. Diese Idee, die später seine
Auffassung vom Bauen im Denkmalbestand nachhaltig und richtungsweisend prägte, erscheint in der Architektur der Heilig-Geist-Kirche präfiguriert.

© Fotos Cordula Schulze

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