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Das Schaudepot des Ruhr Museums auf Zollverein

Copyright: Ruhr Museum, Foto: Brigida González

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Copyright: Ruhr Museum; Foto: Jochen Tack

Adresse:
Zeit:
Heinrich-Imig-Straße 9
12:00 - 13:00
13:30 - 14:30
Führungen

Der Umbau der Salzfabrik

Der Umbau der Salzfabrik auf der Kokerei des UNESCO-Welterbes Zollverein zum neuen Schaudepot

des Ruhr Museums wurde im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ 2016 bewilligt und gefördert. Es gehört zu einem der bundesweit siebzehn von der Bundesregierung geförderten Projekte, die Modellcharakter haben und über regionale und auch nationale Grenzen hinausstrahlen. 2017 übernahm das Darmstädter Architekturbüro Planinghaus den Umbau des Gebäudes. Parallel begann die Erarbeitung einer inhaltlichen Konzeption durch das Kurator*innenteam des Ruhr Museums. Um die Umbaumaßnahmen und die gestalterische Planung der Objektpräsentation und der dafür erforderlichen Einrichtungen aufeinander abstimmen zu können, wurde von Seiten des Ruhr Museums das Stuttgarter Büro südstudio / Hannes Bierkämper beauftragt. Mit der Eröffnung des Schaudepots endet 2021 auch der Umzug des Ruhr Museums mit seinen Ausstellungen, Funktionsräumen und Depots auf das Welterbe Zollverein.

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Das Schaudepot ist ein begehbares Museumslager in der spektakulären Industriekulisse der ehemaligen Salzfabrik auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein. Das Ruhr Museum zeigt dort rund 25.000 sonst verborgene Schätze aus seinen Archäologischen, Naturwissenschaftlichen und Historischen Sammlungen. Im Rahmen einer Führung streifen Sie durch über 110 Jahre Sammlungsgeschichte, lernen Schlüsselobjekte kennen und werfen einen Blick hinter die Kulissen eines Regionalmuseum.


Da das Depot keine klassischen Ausstellungen zu einem bestimmten Thema zeigt, besitzt es eine ganz andere Dynamik als ein Museum. Es dient als umfassender Speicher für zukünftige Ausstellungsprojekte zur Geschichte der Region und veranschaulicht auf beeindruckende Weise die Substanz, Größe und Diversität der drei Sammlungen ebenso wie die drei Hauptaufgaben eines Museums: Sammeln, Bewahren und Erforschen.

Wie die Dauerausstellung des Ruhr Museums durchschreiten Sie das Gebäude von oben nach unten. Der Zeitgang über die Ebenen Natur, Kultur und Geschichtebeginnt chronologisch mit den ältesten Sammlungsstücken der Geologie und führt über die Archäologie und Bestände des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in den Bereich der Industrie- und Zeitgeschichte der letzten 200 Jahre.

Besichtigt werden kann das Schaudepot nur im Rahmen von Führungen. Sie dauern je 90 Minuten. Neben regelmäßigen öffentlichen Führungen gibt es eine Reihe von speziell entwickelten Angeboten für Familien mit Kindern, Schulklassen, Erwachsene, Senior:innen und für ein Fachpublikum. Jede Führung kann auch als individuelle Gruppenführung gebucht werden.

Der Umbau der Salzfabrik auf der Kokerei des UNESCO-Welterbes Zollverein in das neue Schaudepot des Ruhr Museums wurde im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ gefördert. Es gehört zu einem der bundesweit siebzehn von der Bundesregierung geförderten Projekte, „die Modellcharakter haben und über regionale und auch nationale Grenzen hinausstrahlen.“

Copyright: Ruhr Museum, Foto: Brigida González

Die Architektur

Der Zweckbau aus den 1960er Jahren folgt dem Prinzip „form follows function“. Er erscheint von außen eher unauffällig. Die nur zu erahnende imposante Innenarchitektur liefert die Grundlage für eine spektakuläre Präsentation der Sammlungen des Ruhr Museums. Hinter der Fassade eröffnen sich zwei 18 Meter hohe Lichthöfe über die gesamte Gebäudetiefe von 25 Metern und die eindrucksvolle Betonskelettstruktur mit ihren Verbindungsbrücken. Sie teilen die weitestgehend offenen Grundrisse der vier Geschosse des Gebäudes in drei Abschnitte. An einigen Stellen sind diese Abschnitte mit Brücken über den Lufträumen verbunden. Mit der Umnutzung der Salzfabrik zum Magazin gingen zahlreiche bauliche Veränderungen einher. Die Anlagentechnik wurde ausgebaut und Deckenöffnungen wurden geschlossen. Zur Einrichtung von Büro-, Technik- und Sozialräumen im Erdgeschoss wurden zusätzliche Mauerwerkswände sowie zahlreiche kleinformatige Fensteröffnungen in der Südfassade neu hergestellt. Diese, dem Produktionsprozess einer Salzfabrik entsprechende Innenarchitektur, wurde komplett erhalten, ebenso wie die massiven Spuren der Industrieproduktion. Das gilt auch für alle Decken des Gebäudes. Die raue Tragstruktur wurde in Dialog gesetzt mit der Einbringung eines neuen Bodens und der klimatisch erforderlichen Innen-Dämmung aller Außenwände, die einen neuen farblich einheitlichen, feuchteregulierenden Innenputz erhielten. Ergänzt wurden die neuen Strukturen durch einheitlich in weiß gehaltene Regale.

Die besondere Binnenstruktur des Gebäudes ermöglicht einmalige Blicke in die Lichthöfe und über die Lichthöfe hinweg in die anderen Etagenabschnitte sowie auf andere Ebenen des Gebäudes und sorgt so für ein fantastisches Raumerlebnis. 


Die Geschichte der Salzfabrik

Präsentiert werden die Sammlungen heute in der unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Salzfabrik, einem nicht unterkellerten Stahlbeton-Skelettbau mit 25 Zentimeter starkem, innenseitig verputztem Sichtklinker-Mauerwerk. Errichtet wurde er 1959 im Rahmen des von Fritz Schupp geplanten Kokereikomplexes, der 1961 seinen Betrieb aufnahm. Die Salzfabrik bildet den westlichen Anfang des Gebäudeensembles der Produktions-Linie Salzfabrik, Salzlager und Salzverladung. 

Kokereien im Ruhrgebiet besitzen seit 1880 eine schwarze und eine weiße Seite. Auf der schwarzen Seite wird Kohle in den für den Hochofenprozess zur Roheisenherstellung erforderlichen Koks produziert. Auf der weißen Seite fielen Stoffe an, die in der Zeit vor den 1880er Jahren als Abfallprodukte ungenutzt blieben, dann aber von der stetig wachsenden chemischen Industrie in großem Maße verwertet wurden. Zu den auf einer Kokerei anfallenden Substanzen gehörten auch Ammoniak und Schwefelsäure. Sie bildeten die Grundstoffe für die Herstellung von Ammoniaksalz (Ammoniumsulfat). Ein sogenanntes Dual-Use-Produkt. Es dient sowohl zur Herstellung von Stickstoffdünger für die Landwirtschaft, ist aber auch Ausgangsprodukt für die Produktion von Sprengstoff. Durch Umwandlung in Ammoniumhydrogencarbonat (NH4HCO3) entsteht ein Salz analog zu dem in der Natur vorkommenden Hirschhornsalz, das durch trockene Destillation von Knochen wie Geweihen gewonnen wird. Dieses Hirschhornsalz wurde von dem Apotheker August Oetker, einer Anregung von Justus Liebig folgend, als Hauptbestandteil seines Backpulvers verwendet. Noch in den 1950er Jahren wurde das auf der Kokerei produzierte Ammoniumhydrogencarbonat auch in der Lebensmittelindustrie verwendet. Mitte der 1970er Jahre wurde die Produktion

von täglich 120 Tonnen auf der Kokerei Zollverein eingestellt und das Gebäude als Ersatzteil-Magazin

genutzt. Mit der Stilllegung der Kokerei im Jahr 1993 endete auch diese industrielle Nutzung des

Gebäudes.

Copyright: Ruhr Museum, Foto: Brigida González (Fotos 1-3) / Jochen Tack (Foto 4)

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